„Je mehr wir geben, desto mehr gibt uns Gott."
Mutter Josepha, Mitbegründerin der Styler Missionsschwestern
geboren 28. Mai 1852 in Issum
gestorben 20. Mai 1903 in Steyl
Biographie der Mutter Josepha
Hendrina Stenmanns kam am 28. Mai 1852 als erstes von sieben Kindern in Issum zur Welt. Ihr Vater verdient als Schneider und Seidenweber den Lebensunterhalt für seine neunköpfige Familie. Als 14-jährige verlässt sie die Schule, weil die Familie ein größeres Haus braucht und Hendrina zur Finanzierung beitragen muss. Sie setzt sich ebenfalls an den Webstuhl und arbeitet täglich im elterlichen Haus. In Issum leben seinerzeit viele Familien von der Weberei. Hendrina kann nicht nur weben, sie hat vor allem Augen für die Not, die sie umgibt. Unauffällig greift sie zu und springt ein, bleibt solange sie gebraucht wird. Sie hilft den Armen, Kranken und Sterbenden.
Eine Tante Hendrinas lebt als Franziskanerin in dem Nachbarort Kapellen. Hendrina ist 19 Jahre alt als die Tante stirbt. Der Wunsch, in ein Kloster einzutreten, festigt sich auch in Hendrina. Sie schließt sich jetzt der Franziskanischen Bewegung an und findet hier eine innere Heimat. Begleitung auf ihrem Weg zu Gott und Hilfe für ein christliches Leben.
Auch an ihrer Familie geht das Leid nicht vorüber. 1873 stirbt die sechsjährige Gertrud, Hendrinas jüngste Schwester. Ein Jahr später stirbt ihr 19-jähriger Bruder Heinrich. 1878, kurz vor Weihnachten, stirbt ihre Mutter. Hendrina ist damals 26 Jahre alt. Es ist für sie selbstverständlich, dass sie als älteste Tochter jetzt für die Familie da ist und eigene Lebenspläne vorerst zurückstellt.
1877 hat Hendrinas Vater einen Lehrling eingestellt, Lambert Welbers. Eigentlich, so erzählt er Hendrina, möchte er Priester werden; es fehlen ihm aber die Mittel zum Studium. Hendrina bietet ihm Hilfe an; für Kleidung und Wäsche will sie sorgen und soweit sie kann, ihn auch mit Geld unterstützen. Noch im selben Jahr hat Lambert Welbers sich daraufhin im Missionshaus in Steyl gemeldet, das der deutsche Priester Arnold Janssen 1875 eröffnet hat. Die von ihm gegründete Gesellschaft des Göttlichen Wortes ist die erste deutsche Missionsgesellschaft überhaupt. 1879 lernt Hendrina das Missionshaus kennen. Lambert Welbers hat sie zu diesem Besuch angeregt, der ihrem Berufswunsch neue Hoffnung gibt.
Als sie vier Jahre später abermals Steyl besucht, lernt sie Theresa Sicke, Helena Stollenwerk und Theresia Volpert kennen. Die Frauen arbeiten in der Küche des Missionshauses, wollen aber Missionsschwestern werden. Sie teilen ein Zimmer, arbeiten und beten zusammen. Ihre gemeinsame Sehnsucht, Missionarinnen zu werden, trägt sie, wenn die Arbeiten sowie das Warten schwerfallen oder andere sie für nicht geeignet halten, mit einer missionarischen Gemeinschaft zu beginnen. Theresia Volpert verlässt Steyl. Im März 1887 stirbt Hendrinas Vater. Sie fährt heim zum Begräbnis, kommt aber zurück, weil ihr trotz des langen Wartens die Luft noch nicht ausgegangen ist.
Was hat Hendrina in dieser langen ungewissen Zeit getragen? Mit 19 Jahren wollte sie schon ins Kloster gehen und mit 32 Jahren kam sie nach Steyl. Einige Jahre wartet sie schon, als Arnold Janssen ihr sagt, sie habe wenig Aussicht, in Steyl Missionsschwester zu werden. Er wolle jedoch dafür sorgen, dass ein anderes Kloster sie aufnähme. Sie gerät nicht in Panik. Sie spürt eine innere Gewissheit, am rechten Ort und in Gottes guter Sorge zu sein.
Am 12. Juli 1888 ziehen sie zu viert in ein baufälliges, kleines Haus und sind zum ersten Mal unter sich. Jetzt stopfen und flicken sie für die Bewohner des Missionshauses. Sie können ihrer Sehnsucht nach Gott jetzt ihren eigenen Ausdruck verleihen und sind ihrem Ziel einen kleinen Schritt näher gekommen.
Am 8. Dezember 1889 beginnen die Frauen offiziell das Ordensleben in einem Haus, das von Kapuzinern bewohnt ist. Diesen Tag feiern sie als Gründungstag ihrer Ordensgemeinschaft. Hendrina Stenmanns wird Vorsteherin dieser kleinen Gemeinschaft. Nun ist Hendrina dafür verantwortlich, dass die Tagesordnung eingehalten wird, dass die Zusammenarbeit mit dem Missionshaus reibungslos verläuft, sie nimmt Weisungen Arnold Janssens entgegen.
Im Oktober 1890 ziehen die Schwestern in ein richtiges Frauenkloster um. Helena Stollenwerk wird Oberin und Hendrina ihre Stellvertreterin und rechte Hand. Sieben Jahre konnten sie zusammenarbeiten, Freud und Leid teilen, sich gegenseitig ergänzen.
Am 17. Januar 1892 ist es endlich soweit: 16 angehende Ordensschwestern erhalten das Ordenskleid. Hendrina heißt ab jetzt Schwester Josepha. Die Schwestern richten ihre eigene Küche ein und halten eine Kuh. So können sie besser für ihre Gemeinschaft sorgen. Sie nehmen Mädchen und Frauen zu Tagen der Stille und Einkehr auf. Bis zu 300 Frauen waren in einem Kurs. Hendrina möchte niemandem absagen. Neben der Hausarbeit drückt sie mit 40 Jahren noch einmal die Schulbank um spanisch zu lernen. - Lateinamerika lockt!
Die Ordensgemeinschaft feiert am 12. März 1894 ein großes Fest, die ersten zwölf Schwestern übergeben Gott ihr Leben, auch Hendrina.
Arnold Janssen schätzt Hendrinas Umsicht und praktisches Geschick. Sie ist nicht nur tüchtig, sondern auch fähig junge Frauen anzulernen. Schlicht, natürlich, demütig und unkompliziert, wie sie selbst ist, bildet Schwester Josepha auch die ihr anvertrauten Mitschwestern aus. Die Einfachheit ist ein Charakterzug unserer Genossenschaft, vermittelt sie. Deshalb wird sie verantwortlich für die verschiedenen Arbeiten und sorgt für ein gutes Arbeitsklima. Im ordenseigenen Lehrerinnenseminar sind 50 Schwestern, genau so viele arbeiten für die Missionsdruckerei und 64 waschen, nähen und flicken die Wäsche von Schwestern und Missionshausbewohnern. Auch wenn sie eigentlich zu wenig Arbeitskräfte haben, freuen sich alle, als 1895 die ersten Schwestern nach Argentinien, 1897 nach Togo und 1899 nach Neuguinea ausreisen können. Sie versorgen sie mit Kleidung und Lebensmitteln. Schwester Josepha interessiert sich für die Arbeit aller Schwestern und fördert ihren Frohsinn. Sie möchte, dass die Schwestern sich zu Hause fühlen.
Am 8. Dezember 1896 gründet Arnold Janssen mit einigen Schwestern aus ihren Reihen die Gemeinschaft der Steyler Anbetungsschwestern. Am 8. Dezember 1998 tritt Helena Stollenwerk, bis jetzt Oberin und engste Vertraute Hendrinas, zu den Styler Anbetungsschwestern über. Hendrina wird Oberin von 137 Schwestern, die in Steyl, Argentinien und Togo leben. Nach dreieinhalb Jahren sind bereits 278 Schwestern in Steyl, Argentinien, Togo, Neuguinea, USA und Brasilien tätig. Diese einfache Frau hat die Anfänge der Gemeinschaft entscheidend geprägt.
Am 8. September 1901 haben Schwester Josepha und acht weitere Schwestern als erste Styler Missionarinnen ihre Ordensgelübde „auf ewig" abgelegt.
Um Pfingsten 1902 wird der Grundsstein für ein neues Kloster gelegt. Der Neubau ist nötig, weil die Zahl der Postulantinnen, Novizinnen und Schwestern derartig gestiegen ist, das das alte Haus zu klein wurde. Während die Mauern wachsen, geht es mit Schwester Josephas Gesundheit bergab. Langanhaltende Asthmaanfälle machen Hendrina das Atmen schwer. Sie wehrt sich nicht dagegen. Hendrina überlässt sich Gottes Lebenshauch wie ein Schimmer den Wellen im Meer. Sie weiß und spürt, Gott ist in ihr. Gottes Liebe ist ihre Kraft und die Quelle ihrer Warmherzigkeit und Güte. Am Morgen des 20. Mai 1903 bittet sie um die letzte Kommunion. Am Mittag um viertel vor zwei stirbt Schwester Josepha.
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